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Sprachen lernen ohne Vokabeln pauken: geht das?

Schon mal von der Birkenbihl-Methode gehört? Hier erfährst Du, wie Du ohne Vokabeln pauken eine Fremdsprache lernst.

Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein, oder? Aber es gibt eine Methode, die verspricht genau das: Sprachen lernen, ohne Vokabeln pauken zu müssen. Die meiste Arbeit soll Dein Gehirn nebenbei erledigen, während Du Dich mit anderen Dingen beschäftigen darfst. Funktioniert das wirklich? Ja, ich habe es ausprobiert. Teilweise allerdings, ohne die Methode überhaupt zu kennen.

Ein wichtiger Bestandteil dieser Methode, genauer gesagt der Birkenbihl-Methode (benannt nach der „Erfinderin“ Vera F. Birkenbihl), ist nämlich das passive Hören. Ich hab´s gemacht, stundenlang in Dänemark, einfach nur so. Später habe ich mich gewundert, dass mir manche dänischen Wörter „einfach so“ eingefallen sind oder dass ich Wörter anders ausgesprochen habe, als ich es im Kurs gelernt hatte. (Die Lösung für letzteres war: Ich habe unbewusst die spezifische Aussprache meiner Urlaubsregion „mitgelernt“ und nicht das klassische Hochdänisch).

Wer war Vera Birkenbihl?

Vera F. Birkenbihl war eine bekannte Managementtrainerin und Autorin. Sie hat sich viel mit dem Thema „Lernen“ beschäftigt und den Begriff des „gehirngerechten“ Lernens geprägt. Unter anderem hat sie die Birkenbihl-Methode zum Lernen fremder Sprachen ohne Vokabeln pauken entwickelt. 2011 ist Vera Birkenbihl im Alter von 65 Jahren gestorben, ihre Bücher und Kurse verkaufen sich aber weiterhin sehr gut.

Wie funktioniert die Birkenbihl-Methode?

Die Birkenbihl-Methode besteht grundsätzlich aus vier Schritten:

  • dem Dekodieren (und Verstehen) der Wörter und/oder Sätze
  • dem aktiven Hören der Texte und gleichzeitigem Mitlesen der Dekodierung
  • dem passiven Hören
  • dem Üben dessen, was Du gern lernen möchtest: Lesen, Schreiben, Hören oder Sprechen

Schritt 1: Das Dekodieren/Wörter verstehen

Als Dekodieren bezeichnete Vera Birkenbihl das wörtliche Übersetzen des fremdsprachigen Ausgangstextes in die Muttersprache (in unserem Fall ins Deutsche). Dabei werden die fremdsprachigen Eigenheiten einfach übernommen. Hier mal ein Beispiel:

Parlez-vous français?Non, je ne parle pas français.
Sprechen-Sie französisch? – Nein, ich nicht spreche kein Französisch.

Das gleiche Beispiel für Portugiesisch:

Você fala          português?     - Não,  não   falo         português.
Sie  (Sie)sprechen Portugiesisch? - Nein, nicht (ich)spreche Portugiesisch.

Wie Du siehst, ist die Dekodierung verschieden, in beiden Fällen aber kein „gutes“ Deutsch. Der unterschiedliche Satzbau ist auf den ersten Blick erkennbar. Du lernst ihn automatisch mit, ohne Dir über Grammatik und Satzbauregeln Gedanken machen zu müssen.

Es gibt Sprachkurse, deren Texte schon dekodiert sind, dann beginnst Du sofort mit dem zweiten Lernschritt. Du kannst mit einem guten Wörterbuch (sowie etwas Mühe und viel Zeit) aber jeden beliebigen (Sprachkurs-)Text selbst dekodieren. Wichtig ist jedoch, dass Du eine Sprachaufnahme vom Text hast. Den brauchst Du nämlich für den nächsten Lernschritt.

Das Dekodieren eines längeren Textes nimmt ganz schön viel Zeit in Anspruch. Du musst aber gar nicht den kompletten Text dekodieren, bevor Du mit dem eigentlichen Lernen anfangen kannst. Ein paar dekodierte Sätze reichen schon.

TIPP: Kennst Du einen Muttersprachler für Deine Lernsprache? Dann bitte ihn doch, den von Dir dekodierten Text in der Originalsprache und normalem Lesetempo aufzunehmen. Auf diese Weise kannst Du jeden Text zu einem Sprachkurs machen, egal ob es ein Kinderbuch, eine Kurzgeschichte oder ein Sachtext ist.

Schritt 2: Aktiv hören (und lesen)

Im zweiten Lernschritt geht es um das Hör-Verständnis. Du hörst Dir immer wieder kurze Textpassagen (zu Beginn etwa zwei bis drei Sätze) an. Dabei liest Du die Dekodierung (deutsche Übersetzung) mit und stellst Dir das Gehörte bildlich vor. Hast Du alle Wörter akustisch richtig verstanden? Drücke ruhig auf die Pause-Taste, wenn der Text zu schnell gelesen wird und Du mit dem Lesen nicht mitkommst. Das ist völlig normal und wird gerade am Anfang oft nötig sein, später dann immer seltener.

Nach einigen Wiederholungen hörst Du nur zu, ohne mitzulesen. Erst, wenn Du den Text wirklich gut verstehst, gehst Du mit dieser Textpassage zum nächsten Schritt über und beginnst mit dem zweiten Schritt einer neuen Passage.

Schritt 3: Passiv hören

Der dritte Lernschritt ist der leichteste: Du hörst Dir die gerade aktiv gelernte Textpassage immer wieder leise an, während Du Dich mit anderen Dingen beschäftigst. Du musst gar nicht wirklich hinhören. Im Gegenteil: je weniger Du Dich auf das Hören konzentrierst, desto besser lernt Dein Unterbewusstsein für Dich. Hört sich crazy an? Ist es vielleicht auch, aber es funktioniert!

Wichtig ist bei diesem Lernschritt, dass Du wirklich passiv hörst, das Gehörte also nicht beachtest. Stell Dein Gerät deshalb so leise, dass Du es gerade noch hören kannst, wenn Du Dich darauf konzentrierst – und dann höre einfach weg! Du kannst nebenbei ruhig etwas anderes lernen, arbeiten oder fernsehen.

Schritt 4: Lesen, schreiben, hören, sprechen

Erst jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, die (neue) Sprache aktiv anzuwenden, zumindest den gerade gelernten Teil. Du hast gelernt, die Sprache zu verstehen (ohne Vokabeln pauken!), wenn Dir das reicht, dann bist Du jetzt „fertig“. Du kannst aber auch das Sprechen, Lesen und Schreiben üben, um Deine Lernsprache auf vielfältige Art und Weise nutzen zu können.

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