Hört sich etwas paradox an? Vielleicht, aber Bilderbücher bestehen selten nur aus Bildern. Die meisten enthalten auch einen Text. Zugegeben: Er ist oft kurz und auf den ersten Blick nicht so wichtig wie die Bilder. Aber ja, Bilderbücher schreiben ist ein Job!
Was macht eine Bilderbuch-Autorin eigentlich?
Eine Bilderbuch-Autorin schreibt Texte für Bilderbücher. Ganz einfach, oder? Na ja, nicht ganz. Die Geschichten kann ich mir nicht aus dem Ärmel schütteln. Zunächst brauche ich eine Idee, aus dieser entwickle ich eine Geschichte. Manchmal gleich, nachdem ich die Idee hatte, oft aber auch viel später.
Schon vor Schreiben überlege ich, für wen das Bilderbuch gedacht ist. Je kleiner die Kinder, desto kürzer und einfacher sollte der Text sein. Dafür brauchen sie viele Bilder, die aber auch nicht zu kompliziert sein sollten.
Größere Kinder haben dann schon mehr Geduld, sich eine etwas längere Geschichte anzuhören. Sie haben oft viel Fantasie und ihre eigenen Vorstellungen. Daher benötigen sie nicht mehr so viele Bilder im Buch. Allerdings freuen sie sich, wenn auf den Bildern viel zu entdecken ist und das Bild quasi seine eigene Geschichte erzählt.
Ist der Bilderbuchtext geschrieben, muss er in die richtige Form gebracht werden. Seitenzahlen und Textmenge pro Seite werden meist vom Verlag vorgegeben, ebenso die Gesamtlänge des Textes. Sicher ist Dir auch schon aufgefallen, dass Bilderbücher sich in der Beziehung ähneln, oder?
Im Regelfall muss ich meinen Text also kürzen, ohne dass dabei die Aussagekraft leidet. Außerdem achte ich darauf, dass die Geschichte für Kinder der gewählten Altersklasse gut verständlich und spannend ist. Dafür versuche ich, die Perspektive der Kinder einzunehmen und wie ein Kind zu denken. Schwierig? Nicht unbedingt. Ich denke einfach an meinen Enkel und wie ich ihm die Geschichte vorlese.
Wie viel Arbeit steckt in einem Bilderbuch?
So eine Geschichte für Kinder ist doch schnell geschrieben, oder? Nein, Bilderbücher schreiben ist eine ganz besondere Herausforderung. Es geht ja nicht nur darum, eine nette Geschichte zu schreiben. Oft soll ein Bilderbuch ja kindliche Fragen beantworten oder den Kindern ein (manchmal kompliziertes) Thema nahebringen, dabei aber nie belehrend wirken.
Da der Text meistens nur kurz ist, muss jedes Wort sitzen und jedes Detail stimmen. Du ahnst ja nicht, wie genau kleine Kinder zuhören und jeden, aber auch jeden noch so kleinen Fehler bemerken. Und dann ist die Geschichte einfach nur blöd. Das kann ich mir natürlich nicht leisten, denn ich möchte auch in Zukunft noch Bilderbücher schreiben, die gern gelesen werden.
Zur Arbeit einer Bilderbuch-Autorin gehört:
- Ideen suchen und spannende Geschichten erfinden
- Geschichten aufschreiben und auf den Punkt bringen
- sich an Vorgaben des Verlags und der Branche halten
- die Fantasie von Kindern anregen
- für jedes Alter den richtigen Ton treffen
- Geschichten in die richtige Form bringen
- mit Illustratoren zusammenarbeiten
Warum schreibe ich Bilderbücher?
Ganz einfach: weil es mir Spaß macht! Ich lese gern und liebe es, meinem Enkel Geschichten vorzulesen. Das hab ich früher bei meinen Kindern auch schon gern gemacht. Damals habe ich mit dem Schreiben begonnen, die fertigen Texte aber niemandem gezeigt. Schön blöd, oder? Feige vielleicht? Nun ja, war vielleicht einfach noch nicht die richtige Zeit dafür.
Kinder sehen die Welt anders als wir Erwachsene. Mir macht es Spaß, in ihre Rolle zu schlüpfen beziehungsweise auf ihre Art und Weise die Welt zu beobachten. Kleine Dinge sind oft unglaublich wichtig, große manchmal schwer zu verstehen. Da wartet an jeder Ecke eine spannende Geschichte oder die Antwort auf eine drängende Frage. Ich bin also auch Geschichtensucherin – wie Pippi Langstrumpf 😉
Es macht mir Spaß, Kinder (und Erwachsene) zum Lachen zu bringen oder auch mal zum Staunen oder Nachdenken. Auch das ist ein Grund, warum ich Bilderbücher schreibe. Mit anderen Geschichten möchte ihnen Mut machen oder ihre Fantasie anregen.
Hast Du Dir schon mal überlegt, wie die Welt aus der Sicht eines Tieres oder einer Haselnuss aussieht? Oder wie Trolle leben? In meinen Bilderbüchern kann ich eine eigene Welt erschaffen. Neulich beim Spazierengehen habe ich einen Schatten hinter einem Baum gesehen. Es sah aus, als sei da gerade ein kleiner Troll verschwunden. Das hat mich neugierig gemacht und … Stopp! Das ist eine andere Geschichte. Vielleicht erzähle ich sie demnächst – oder es wird ein neues Bilderbuch? 😉
Wie Du siehst, habe ich viele Gründe, Bilderbücher zu schreiben. Warum machst Du Deinen Job? Schreib doch mal einen Kommentar dazu.
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3 Antworten auf „Bilderbücher schreiben: mein Job“
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Liebe Ursula, auch ich liebe Bilderbücher! Vielleicht kommt daher mein häng zu übermäßigem Gebrauch von Emojis in meinen texten, hihi. Bis heute kaufe ich mir jeden Asterix-Band, der neu auf den Markt kommt. Ich habe quasi das große Asterix-Latinum. Ein sehr schöner Artikel, der deinen Job gut erklärt.
Liebe Grüße
Kerstin
Hallo Kerstin,
vielen Dank für Deinen netten Kommentar 🙂! Als ich neulich ein Bilderbuch kaufen wollte, fragte die Buchhändlerin „Wie alt ist das Kind denn?“ Als sie hörte, dass es für mich ist, mussten wir beide lachen. Es freut mich sehr, dass ich nun eine weitere Bilderbuchliebhaberin kenne. 😂
LG Ursula